Es gibt Melodien, die uns ein Leben lang begleiten. Man dreht und wendet sie, sie können inspirieren, Hoffnung geben oder Trost spenden. Für Johann Sebastian Bach war es ein schlichtes Kirchenlied: O Haupt voll Blut und Wunden. Er verwendete diese Melodie immer wieder, in verschiedenen Vertonungen, in einigen seiner größten Werke wie dem Weihnachtsoratorium oder der Matthäuspassion. Sie durchzieht sein Leben als roter Faden, wie dieses Konzeptalbum:

 

Wir begreifenEbenbild als eine durchlaufende Erzählung, in der die Grenzen musikalischer Genres und die zwischen Musik und Sprache verschwimmen. In Ebenbild möchten wir dieses Lied, das viele unterschiedliche Namen trägt, in all seinen Bezügen entfalten. Wir beginnen mit der Urfassung, dem einfachen Madrigal und Kleinod frühbarocker Lyrik Mein gmüth ist mir verwirret von Hans Leo Haßler. Anhand der fünf Textstrophen entwickeln wir ein Narrativ über fünf Hauptwerke, von denen jedes einen Aspekt des Gedichtes entschlüsselt. Zwischen sie setzen wir die höchst unterschiedlichen Choralfassungen Bachs und rezitieren die jeweiligen Textstrophen, stets attacca in die musikalische Dramaturgie eingebunden.

 

Zu Beginn führt das Quadro g-moll über O Haupt voll Blut und Wunden von Johann Gottlieb Janitsch [1708 – 1762]

als kontrapunktisches Meisterwerk des galanten Stils in die emotionalen Wirrungen des späten Barock [Mein gmüth ist mir verwirret ...], während die zweite Strophe eine musikalische Liebeserklärung illustriert [Ich wolt irs sagen frey, daß sie allein die ist ...]: die Romance für Streichtrio des britischen Komponisten Frederick Septimus Kelly [1881 – 1916], der als junger Mann im ersten Weltkrieg fiel.

 

Den zweiten Teil des Albums eröffnet eine Ersteinspielung, das Quatuor en ré mineur von Charles Bochsa [~1760 – 1821],

das ganz im Zeichen führomantischen Charmes und französischer Eleganz die dritte Strophe reflektiert [Reichlich ist sie gezieret ...], anschließend erwecken die 4 Preludes to Infinity von 2013 des Niederländers Theo Verbey [1959 – 2019] die Sehnsucht nach Vergangenem wie nach Zukünftigem[So würd mein Schmerz und Klagen, verkehrt in grosse Freud ...].

 

Den Schluss des Albums und die letzte Strophe [Aber ich muß auffgeben ...] spiegelt der Fragment gebliebene letzte Kontrapunkt Fuga à 3 Soggetti aus der Kunst der Fuge von Johann Sebastian Bach. Wenige Takte nach Erscheinen des Themas B- A-C-H bricht die Partitur unvermittelt ab, weil der Komponist kurz vor seinem Tod die Arbeit nicht mehr fortsetzen konnte. Es gibt kaum ein eindringlicheres Beispiel reiner Instrumentalmusik, das noch ausdrucksvoller erzählt als Wörter
der menschlichen Sprache.

 

In der intimen Besetzung Oboe und Streichtrio bricht Ebenbild mit Konventionen, um ein Album als durchlaufende Erzählung zu begreifen – ein Leitgedanke, der die Grenzen musikalischer Genres und der zwischen Musik und Sprache verschwimmen lässt.


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JURI VALLENTIN Oboe

Oboist Juri Vallentin zeichnet sich durch eine permanente Suche nach neuen Ausdrucksformen und Erzählweisen für sein Instrument aus. Inspiration schöpft er aus der konsequenten Zusammenarbeit mit anderen Sparten wie Komposition, Schauspiel, Regie oder Film. Ziel ist die immer

neue Entwicklung eines zeitgemäßen Kontext für klassische

Musik. Ausgezeichnet bei großen Wettbewerben wie dem Internationalen Tchaikowsky-Wettbewerbs St. Petersburg

oder dem Deutschen Musikwettbewerb studierte er in Nürnberg und am renommierten Conservatoire de Paris, wo er mit höchster Auszeichnung abschloss. Als Solist und Kammermusiker trat er mit Orchestern und auf großen Festivals im In- und Ausland wie dem Mariinsky- Orchester St. Petersburg, Beethovenorchester Bonn, Münchner Kammerorchester oder bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen auf.  Zahlreiche Rundfunkproduktionen und sein Debütalbum Bridges dokumentieren seine künstlerische Arbeit.

 

 www.jurivallentin.de